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Der Zahnarzt

    Es hat ein Zahnarzt stets zu tun, weil uns’re Zähne selten ruhn.
    Kommt man zur Welt hat man noch keine, die Zunge bleibt zuerst alleine.
    Doch wenn die ersten Zähnchen kommen, wird gleich dazu Geschrei vernommen.
    Als Kind lernt man dann unverwunden, daß Zähne oft mit Schmerz verbunden.
    Die ersten bleiben drin nicht lange, man zieht sie raus auch ohne Zange.
    Nur manchmal muß der Zahnarzt ran, wenn Vati es allein nicht kann.
    Doch legt er dann so richtig los, wenn nun die Kinder werden groß.
    Die neuen Zähne sind oft krumm und stehen kreuz und quer herum.
    Der Zahnarzt findet das nicht schlecht, die kommen ihm gerade recht:
    Mit Drähten, Schrauben und mit Spangen, versucht er diese
    einzufangen.
    Ganz schnell hat er herausgefunden, jetzt hat er seine Dauerkunden.
    Und bald fängt etwas Neues an, denn Zucker nagt an jedem Zahn!
    Ein Summen dröhnt bald in den Ohren, der Zahnarzt fängt jetzt an zu bohren.
    Drum sagt er auch ganz unverhüllt, daß Karies die Praxis füllt.
    Jetzt wird gebohrt, gefräst, poliert und alle Löcher zugeschmiert.
    Ganz sicher ist der gute Mann: Das nächste Mal sind neue dran!
    Die Kinder sind inzwischen groß, den Zahnarzt werden sie nicht los.
    Und wenn die Zähne nicht mehr beißen, dann fängt er an sie auszureißen!
    So schafft er damit erst mal Lücken, und über diese baut er Brücken.
    Wenn eine Plombe nicht mehr lohnt, dann wird der Zahn halt überkront.
    Und mancher Mund sieht danach aus, gekrönter als ein Königshaus.
    Doch dieses ist noch nicht das Ende, der Zahnarzt reibt sich seine Hände.
    Wenn alle Zähne extrahiert, er schon am nächsten laboriert:
    Denn eines weiß er ganz gewiß, was man jetzt braucht ist ein Gebiß!
    Er macht den Kostenvoranschlag, den man nur ungern sehen mag.
    Mit diesen Zähnen muß man laufen, man kann kein Auto sich mehr kaufen!
    Und dennoch loben wir den Mann, denn ohne ihn sind wir arm dran.
    So lasst uns denn den Zahnarzt preisen, wer kann schon ohne Zähne beißen!
    Wolfram Metzger Mai 2001